Manuelle Therapie

DAS KISS-Syndrom
(Kopfgelenk-induzierte Symmetrie Störung)

Die Störung der Funktion der gelenkigen Verbindung des Kopfes mit der Halswirbelsäule wird abgekürzt Kiss genannt. In meiner Praxis sehe ich sehr viele Kinder mit Gesichts- und Körperasymmetrie. Leider werden die Kopfgelenke nach der Geburt oft nicht standardmäßig untersucht, so dass der oberste bzw. manchmal alle drei obersten Wirbel blockiert bleiben. Dies kann vielfältige Störungen, Einschränkungen und Defizite beim Kind / Jugendlichen / Erwachsenen induzieren. Vermeidungsstrategien, Verweigerungshaltungen oder Verhaltensauffälligkeiten können die Folgen sein.

Bei erfolgreicher Behandlung ändern sich nicht nur das Aussehen des Kopfes und der Haltung. Auch Gleichgewicht, Konzentrationsfähigkeit und Belastbarkeit bessern sich oft spürbar. Beim KISS-Syndrom hat sich der oberste(Atlas) oder zweite Halswirbel (Axis) verschoben und verbleibt in blockierter Stellung. Dieser Bereich der Halswirbelsäule entspricht einem Reflexzentrum und dient zur Raumwahrnehmung. Außerdem wird die Spannung der Halshalte- und der Halsstellmuskeln gesteuert. Es bestehen enge Verbindungen zwischen Rezeptoren in diesem Gebiet und dem Sehzentrum, Hörzentrum und Gleichgewichtsorgan, sowie dem Kiefer mit den Zähnen. Fehlfunktionen in diesem Bereich führen zur veränderten Propriozeption, wobei eine gestörte Körperwahrnehmung zu Bewegungsdysfunktionen und asymmetrischer Körperhaltung führen kann. Es gibt also eine Verbindung mit der Hauptschaltzentrale im Gehirn. Tatsächlich scheint diese Fehlstellung im Nackenbereich nach einiger Zeit ohne Behandlung verschwunden zu sein (spontan oder nur mit krankengymnastischer Behandlung). Die kleinen Patienten haben inzwischen gelernt, wie sie ihre Fehlstellung und oft auch Schmerzen kompensieren können .Manche haben sich vielleicht besonders früh hochgezogen oder zu laufen begonnen, oft zur Freude der Eltern. Dabei haben sie in Wirklichkeit nur instinktiv eine schmerzfreie Haltung angestrebt.

Unter KISS I versteht man:

Säuglinge, die mit Haltungsauffälligkeiten reagieren, wie ein „C“ im Bettchen liegen, mit seitlich abgeplattetem Hinterkopf und asymmetrischer Schädelform. Vielfach ist das Gesicht asymmetrisch geformt mit einer kleineren Gesichtshälfte. Sie können den Kopf in Rückenlage nur auf eine Seite drehen und weinen, wenn man ihnen Kleidung über den Kopf zieht.

Unter KISS II versteht man:

Kinder, die sich stark überstrecken, der Kopf kann zwar in beide Richtungen bewegt werden, aber durch die fixierte Rückenhaltung entsteht eine in der Mitte abgeflachte Schädelabplattung mit kreisrundem haarlosem Gebiet. In Bauchlage können sie lange nur mühsam den Kopf anheben.

Symptome, die ein KISS vermuten lassen können:

  • Enge oder Zwangslage im Mutterleib, z.B. bei Mehrlingsschwangerschaften
  • Steißlage, Beckenendlage, Enge oder Zwangslagen im Mutterleib, sehr schnelle Geburt
  • Geburt mit Hilfsmitteln wie Zange oder Saugglocke
  • Kristeller‘scher Handgriff
  • Notfallkaiserschnitte
  • Zwillingsgeburten
  • Übertragungen
  • Geburtsgewicht über 4000g
  • Lagebedingte Schädelasymmetrie- Skoliosen, Schulter und Beckenschiefstände
  • Einseitige häufige Mittelohrentzündung oder Nasennebenhöhlenentzündungen
  • Craniosynostosen (verknöcherte Schädelplattenverbindungen)
  • Einseitiges Tragen
  • Genetische Gründe